Der Ruf des Internets
28.01.2014 14:04

In dem Roman „Der Ruf der Wildnis“ von Jack London geht es um die Abschnitte im Leben des Hundes Buck. Die ersten Jahre sicher und geliebt aufgewachsen, wird er von einem Angestellten entführt, verkauft und damit auf eine lange Reise geschickt.
Immer wieder steckt er Prügel ein, muss unter Schmerzen lernen wie es in der großen weiten Welt läuft, findet den Menschen zu dem er Zutrauen fasst und verliert ihn wieder.
Und die ganze Zeit über spürt er den „Ruf der Wildnis“, den Drang sich mit den Wölfen zu vereinen und sich auf das Abenteuer Wildnis einzulassen.

Was Jack Londons Buch mit dem Internet zu tun hat?

Zunächst einmal gar nichts.

Setzt man jedoch die Wölfe mit dem Internet gleich, sieht die Sache schon wieder ganz anders aus.
Wölfe gelten vielerorts noch heute als gefährlich, als mordlüsterne Bestien, die jedem Schaden der sich mit ihnen einlässt.
Dennoch üben sie eine gewisse Art der Faszination auf uns aus, ziehen uns fast im selben Maße an in dem sie uns abschrecken.


Bestie? Oder nur unverstanden? (Bild: pixabay)
Auch das Internet wird – ebenso wie die Wölfe – mit Vorurteilen überschüttet.
Dort treiben sich nur Verbrecher herum, jeder zweite Kontakt ist unehrlich und oberflächlich obendrein.
Viele machen sich nicht einmal die Mühe und schauen genauer hin, sondern sperren sich grundsätzlich gegen alles was sie nicht auf Anhieb verstehen.
Trotzdem übt auch das Internet einen gewissen Sog auf uns aus, schürt Neugier und Interesse, aber auch Argwohn und Ablehnung.
Was auch der Kern des Problems ist:
Der Mensch fürchtet Dinge die er nicht versteht.

Ein großer Wolf ist zum Beispiel Facebook, ein anderer Google.
Neben den Alphas gibt es aber noch viele kleine Wölfe, ganze Rudel von Websiten, Internetshops, Sozialnetzwerken, Blogs oder Foren und alle zusammen werden sie in dieselbe Schublade gesteckt.
Wer auf die Jobfrage antwortet: „Ich mach was mit Internet“, löst entweder Faszination oder betretendes Schweigen aus.
Manchmal gibt es interessierte Nachfragen, manchmal zieht sich der Gesprächspartner sofort zurück, weil er das was man macht „eh nicht versteht“, auch gar nicht verstehen will.
Die Berührungsängste mit dem Internet sind noch immer groß, auch wenn das Internet selbst inzwischen nicht mehr weg zu denken ist.

Natürlich ist nicht alles was online geschieht gut oder hilfreich. Immer wieder kommen Meldungen in die Nachrichten, dass Leute wegen dem Internet gestorben sind, z.B. weil Internetmobbing sie in den Suizid getrieben hat. Solche und andere Geschichten sind nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, aber wenn wir beim Thema bleiben: Mobbing gibt es auch auf dem Schulhof. Sind deswegen Schulen schlecht? Handyvideos von Prügelleien erreichen online viel mehr Menschen als die Handvoll die sich im Kreis um die Schläger scharrt und sie anfeuert. Aber ist es das Internet das sich diese Prügelleien in den Videos oder auch live vor Ort ansieht? Oder sind es die Menschen?

Wenn man einen Wolf in die Enge treibt, beißt er. Das bedeutet aber nicht, dass er grundlos Menschen angreift und von Grund auf Böse ist, sondern dass er auf das Verhalten von den Menschen reagiert (oder an einem ungünstigen Zeitpunkt einfach auf seinen Hunger).
Das Internet ist kein hundertprozentig sicherer Ort.
Einen solchen Ort gibt es nicht.
Das World Wide Web ist lediglich ein Medium über das wir uns ausdrücken.
Wir Menschen.

Wenn wir aber anfangen uns vor Menschen zu fürchten, die ja letztendlich diejenigen sind die „dieses Internet“ mit Datensätzen in Form von Texten, Bildern, Videos und ähnlichem anfüllen, brauchen wir auch nicht mehr raus zu gehen.
Denn da sind ja auch Menschen.
Würde das Internet irgendwann verschwinden, wären die Gefahren die davon ausgehen nicht weg – sie würden sich nur eine andere Plattform suchen.
Anstatt ins Internet gestellt würden Fotos ausgedruckt und in den Schulgängen aufgehängt oder vermehrt gemeine Sprüche auf die Wand der Toilettenkabine geschrieben werden.
Wäre das für das Opfer dann weniger schlimm?

Anstatt also in Ehrfurcht oder Angst zu erstarren und Augen und Ohren zu verschließen weil wir uns mit einem Wolf konfrontiert sehen, sollten wir lieber etwas über ihn lernen.
Wir sollten lernen wie wir mit ihm umgehen, akzeptieren was er ist und unsere Handlungen dementsprechend anpassen.
Wenn wir verstehen wie der Wolf tickt und wie wir ihn behandeln müssen damit er nicht zubeißt, können wir ihm endlich nachgeben – dem Ruf des Internets.

Bis bald,

Alice

Informationen zu diesem Artikel
  • Erstellt von: Alice
    Kategorie: Community
    28.01.2014 14:04:00 Uhr

    zuletzt bearbeitet: 28.01.2014 14:04
  • 1 Kommentare
Kommentare
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02.02.2014 20:55

Hey Alice,

Das ist ein wirklich großartiger Artikel von dir.

Ja, und ich möchte noch dazu sagen, dass sich die Jüngeren leichter mit dem Internet tun als die Älteren - weil es das früher ja auch nicht gab.

Wenn man sich aber mit der Geschichte des Internets befasst und sich klar macht, dass der Ursprung die Vernetzung nicht nur von militärischen sondern ganz besonders von wissenschaftlichen Institutionen angestrebt wurde, um Wissen schneller verbreiten zu können, dann relativieren sich die Ängste möglicherweise. Der ursprüngliche Gedanke des Teilens von Wissen - egal welcher Couleur - ist auch heute noch der ganz große Sinn hinter der Sache 'Internet'.

Wo es aber Gutes gibt, gibt es natürlich auch Nebenwirkungen, aber wenn man das Internet sinnvoll nutzt und vorsichtig mit dubiosen Kontakten oder Seiten ist, dann sollte man auf der sicheren Seite sein.

LG
River

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